dbb magazin 1-2/2019 - page 14

Außerdem, so der Staatssekre­
tär weiter, solle die Arbeits­
belastung in besonders betrof­
fenen Bereichen wie etwa
Migration, Digitalisierung und
Sicherheit abgemildert wer­
den. Mit Blick auf die vom dbb
geforderte allgemeine Absen­
kung der Wochenarbeitszeit
der Bundesbeamtinnen und
-beamten sagte der Staatsse­
kretär: „Im Koalitionsvertrag
sind dazu keine Änderungen
vorgesehen. Aber für das Bun­
desinnenministerium gilt: Die
derzeit 41 Wochenstunden
sind nicht in Stein gemeißelt.“
Eine klare Absage erteilte
Mayer allen Bestrebungen,
Beamtinnen und Beamte in
die gesetzliche Kranken- und
Rentenversicherung einzube­
ziehen. Die Einbeziehung wür­
de nicht zu Kosteneinsparun­
gen führen. „Im Gegenteil: Die
Personalausgaben des öffentli­
chen Dienstes würden allein
aufgrund der notwendigen
Anhebung der Besoldung um
die Höhe der Sozialversiche­
rungsbeiträge massiv steigen.
Zudem decken die Leistungen
der Beamtenversorgung auch
die betriebliche Zusatzsiche­
rung ab. Sollte die Beamten­
versorgung in die Rente über­
führt werden, müssten diese
zusätzlichen Leistungen auch
weiterhin erbracht werden.
Hinzu kommt: Aufgrund jahr­
zehntelanger Doppelstruktu­
ren wäre die Systemumstel­
lung höchst komplex und
teuer.“
<
Barley: Fälschungen
unterscheiden sich kaum
noch von der Realität
Bundesjustizministerin Katari­
na Barley skizzierte in ihrem
Vortrag „Demokratie in der di­
gitalen Welt“ die Möglichkei­
ten und Gefahren der Digitali­
sierung für die Gesellschaft.
„Bei der rasanten Verände­
rung, die die Digitalisierung
mit sich bringt, ist gerade die
Dynamik besorgniserregend,
die Soziale Netzwerke mit sich
bringen“, so die Ministerin mit
Blick auf die Rolle der neuen
Medien für gesellschaftliche
Debatten. Die durch Algorith­
men künstlich erzeugten „Fil­
ter Bubbles“ sorgten dafür,
dass es immer schwieriger wird
zu entscheiden: Was ist richtig,
was ist falsch? Diese Effekte
würden durch sogenannte
„Deepfakes“ noch weiter ver­
stärkt. „Dabei handelt es sich
um gefälschte Bewegtbilder,
die kaum noch von echten
Aufnahmen zu unterscheiden
sind“, erklärte Barley. Men­
schen, die hauptsächlich mit
diesen Falschinformationen
konfrontiert würden, seien zu­
nehmend schwerer für andere
Informationsquellen zugäng­
lich. „Durch die gegenseitige
Vergewisserung in diesen Bub­
bles entsteht laut zahlreicher
Studien später vermehrt Ag­
gressivität“, betonte Barley.
„Zunächst verbal – aber später
auch physisch.“
Dennoch gelte es, auch die po­
sitiven Effekte der Digitalisie­
rung zu betonen. „Durch die
Möglichkeiten, die im Zuge
des technologischen Wandels
entstehen, lässt sich etwa die
Expertise der Bürger viel leich­
ter und besser einholen.“ Als
Beispiel nannte Barley die
Bauplanung, bei der durch
Bürgerbeteiligungen viel
schneller auf Fehleinschätzun­
gen hingewiesen werden kön­
ne. „Die Menschen vor Ort
wissen oft am besten, was
geht und was nicht.“ Das habe
sie als Mitglied im Bauaus­
schuss ihrer Heimatstadt be­
reits erfahren.
<
Laschet: Guter öffent­
licher Dienst braucht
bessere Bezahlstrukturen
„ImWettbewerb um hoch
qualifizierte Fachkräfte kann
der öffentliche Dienst nur mit­
halten, wenn er auch gutes
Einkommen bietet.“ Diese Auf­
fassung vertrat der nordrhein-
westfälische Ministerpräsident
Armin Laschet auf der dbb Jah­
restagung. „Wenn wir die bes­
ten Köpfe für den öffentlichen
Dienst haben wollen – Exper­
ten, die beispielsweise die Da­
ten der Bevölkerung verlässlich
schützen und die Digitalisie­
rung wirkungsvoll vorantrei­
ben können – müssen wir
bessere Voraussetzungen
schaffen“, sagte Laschet am
Nachmittag des 7. Januar 2019
in Köln. Mit Blick auf die bevor­
stehende Einkommensrunde
für den öffentlichen Dienst der
Länder warnte der Ministerprä­
sident aber zugleich vor über­
zogenen Erwartungen. Man
dürfe nicht darauf hoffen, dass
die Steuereinnahmen in den
kommenden Jahren immer
weiter steigen. „Sollte es einen
harten Brexit geben, müssen
wir uns in den kommenden
sechs Monaten auf Szenarien
einstellen, deren Tragweite
wir jetzt noch nicht absehen
können.“
Mit Sorge blickte Laschet auch
auf die europaskeptische bis
europafeindliche Meinungs­
mache im Vorfeld der für Mai
anstehenden Europawahlen.
Sollten sich „Populisten vom
rechten und linken Rand sowie
chaotische Splitterparteien in
Europa immer weiter ausbrei­
ten“, könne die Gesamtfinan­
zierung für die kommenden
sechs Jahre für die neue euro­
päische Kommission schwierig
werden. „Die Europawahl ist
auch eine Schicksalswahl für
Deutschland, und es ist die
Aufgabe der Politik, eines klar
zu sagen: Wir dulden nicht,
dass das Europäische Projekt,
das unser Land über 70 Jahre
vorangebracht hat, zerstört
wird.“
Laschet beendete seine Aus­
führungen mit einem klaren
Bekenntnis zum Berufsbeam­
tentum: „Das Selbstverständ­
nis der Beamtenschaft ist eine
der großen Stärken unseres
Staates. Gleich welche politi­
schen Farben die Spitze eines
Ministeriums trägt, die Sachar­
beit geht stets vor. Deshalb
stehe ich leidenschaftlich zur
<
Armin Laschet
<
Katarina Barley
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