dbb magazin 1-2/2019 - page 20

seine Teams denn auch die
Spuren von Drogenkurieren
rund um den Freihafen. Entlang
des Sicherungszauns finden
sich regelmäßig Steigeisen, Lei­
tern, rübergeworfene und ge­
leerte Taschen, gelöste Schrau­
ben und Gitter – „hier geht
laufend was durch“, wissen die
Zöllner. Im vergangenen Jahr
wurde mit acht Tonnen ein Re­
kordwert an Kokain in Deutsch­
land sichergestellt. Dabei ge­
hen Experten der Stiftung
Wissenschaft und Politik davon
aus, dass das von den Behörden
sichergestellte Kokain nur etwa
acht bis neun Prozent vom Ge­
samtvolumen ausmacht. „Da
kann man sich ungefähr vor­
stellen, von welchem Ausmaß
wir sprechen“, erklärt Spreckel­
sen. Insofern sei die tägliche
Arbeit im Hafen eine Art „Katz-
und-Maus-Spiel. Wir müssen
einfach schneller sein als die
Täter.“ Ein oft frustrierendes
Unterfangen. Das wissen die
jungen Zollbeamten, die sich
bei nasskaltemWeiter weiter
von Container zu Container
stemmen, schrauben und
schauen, nur allzu gut. „Hun­
derte, Tausende machen wir
manchmal hintereinander auf,
ohne was zu finden“, erzählt
Zöllner Hauke Roes. „Das ist ein
Extremjob, keine Frage. Acht
Stunden Kontrollen am Stück,
bei Wind und Wetter “ Aber
wenn dann doch irgendwann
wieder „was drin“ ist, „dann ist
das Adrenalin voll da und reißt
alle mit“, weiß der junge Mann.
So wie vor einem Jahr, als die
Bremerhavener Zöllner den
spektakulären Fund von 1,1
Tonnen Kokain machten. Ver­
steckt in einem Stapel Rigips­
platten, sollten die Container-
drogen aus Kolumbien und
nach Spanien gehen – Ver­
kaufswert: 150 Millionen Euro.
„Das war schon ein Ding“, erin­
nert sich Spreckelsen und weiß
um die Motivation, die solche
Funde, aber auch die vielen
kleineren, bringen: „Sowas
trägt das Team dann wieder
Monate, das gibt Durchhalte­
vermögen, davon zehren die
Kolleginnen und Kollegen noch
lange.“ Auch in diesem Jahr wa­
ren Bremerhavens Zöllner
schon erfolgreich, vier Funde
mit mehreren Hundert Kilo Ko­
kain stehen auf der Habenliste.
<
Gasalarm und
„was für’n Schrott!“
Mittlerweile hat die Kontroll­
einheit die Kühlcontainer abge­
arbeitet und nimmt sich nun
die ungekühlten vor. Hundefüh­
rerin Hilke Hinrichs ist dazuge­
kommen, Spürnase „Nanni“
schläft friedlich in ihrer Trans­
portbox imWagen. „Noch“,
lacht Hilke Hinrichs, „wenn ich
sie gleich hole, wird die schlag­
artig hellwach und freut sich,
das ist ihr erster Einsatz heute.“
Doch Nanni muss sich noch ge­
dulden. Denn der Test, den Kol­
lege Roes mit dem Gasdetektor
macht, bevor der Container ge­
öffnet werden darf, ist auffällig
– knallrot leuchtet die Anzeige
des Geräts. „Nichts Ungewöhn­
liches, das haben wir oft“, beru­
higt Roes. So würden insbeson­
dere Obstcontainer vor der
Überfahrt mit Insektenschutz­
mitteln imprägniert, techni­
sches Gerät dünste oft aus
während der langen Reise.
In diesem Fall, das zeigt sich,
nachdem Roes' Kollegen die
Türen des Containers geöffnet
haben und dann schnell zurück­
getreten sind, handelt es sich
um Ausgasungen der Fahrzeu­
ge, die hier geladen wurden.
„Was für’n Schrott!“, entfährt
es einem der Zöllner spontan
angesichts der waghalsigen
Stapeltechnik, mit der der Ab­
sender dieses Containers ge­
packt hat: Ein demolierter SUV
hängt schräg im Laderaum, die
Vorderfront schwebt frei über
zwei darunter abgestellten Mo­
torrädern. Während der Contai­
ner auslüftet, freuen sich die
Zöllner mal wieder über ihren
Gasdetektor. „Sowas gab’s frü­
her nicht“, erinnert sich Spre­
ckelsen, „da sind Kollegen öfter
ernsthaft erkrankt, weil man
viele Gase nicht riechen kann
und dann einfach direkt in die
Container rein ist, ohne was
von der Gefahr zu ahnen, die da
lauert.“ Nach einer Viertelstun­
de, in der sich das Team schon
mal den nächsten Stahlriesen
vorgeknöpft hat (ohne Befund),
kann die Kontrolle erfolgen.
Vorsichtig leuchten die Zöllner
den Schrottplatz im Container
aus. Zollhündin Nanni darf
nicht weit hinein, nur im vorde­
reportage
<
Gaskontrolle: Bevor die Zöllner einen der ungekühlten Container öffnen,
kontrollieren sie ihn mit einem Detektor auf mögliche Gasbelastung.
Eine lebenswichtige Maßnahme.
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Durchleuchten ist besser als komplett aus- und wieder einräumen: Sonja
Tolle und Mathias Ussler von der Terminal Mobilen Röntgenanlage des
Zolls in Bremerhaven. Täglich werden hier rund 200 Container kontrolliert.
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In diesen „Schrotthaufen“ darf Zollhündin Nanni nicht sehr weit
hinein, aber im Container mit Rum aus Cuba hat sie freie Bahn.
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