seine Teams denn auch die
Spuren von Drogenkurieren
rund um den Freihafen. Entlang
des Sicherungszauns finden
sich regelmäßig Steigeisen, Lei
tern, rübergeworfene und ge
leerte Taschen, gelöste Schrau
ben und Gitter – „hier geht
laufend was durch“, wissen die
Zöllner. Im vergangenen Jahr
wurde mit acht Tonnen ein Re
kordwert an Kokain in Deutsch
land sichergestellt. Dabei ge
hen Experten der Stiftung
Wissenschaft und Politik davon
aus, dass das von den Behörden
sichergestellte Kokain nur etwa
acht bis neun Prozent vom Ge
samtvolumen ausmacht. „Da
kann man sich ungefähr vor
stellen, von welchem Ausmaß
wir sprechen“, erklärt Spreckel
sen. Insofern sei die tägliche
Arbeit im Hafen eine Art „Katz-
und-Maus-Spiel. Wir müssen
einfach schneller sein als die
Täter.“ Ein oft frustrierendes
Unterfangen. Das wissen die
jungen Zollbeamten, die sich
bei nasskaltemWeiter weiter
von Container zu Container
stemmen, schrauben und
schauen, nur allzu gut. „Hun
derte, Tausende machen wir
manchmal hintereinander auf,
ohne was zu finden“, erzählt
Zöllner Hauke Roes. „Das ist ein
Extremjob, keine Frage. Acht
Stunden Kontrollen am Stück,
bei Wind und Wetter “ Aber
wenn dann doch irgendwann
wieder „was drin“ ist, „dann ist
das Adrenalin voll da und reißt
alle mit“, weiß der junge Mann.
So wie vor einem Jahr, als die
Bremerhavener Zöllner den
spektakulären Fund von 1,1
Tonnen Kokain machten. Ver
steckt in einem Stapel Rigips
platten, sollten die Container-
drogen aus Kolumbien und
nach Spanien gehen – Ver
kaufswert: 150 Millionen Euro.
„Das war schon ein Ding“, erin
nert sich Spreckelsen und weiß
um die Motivation, die solche
Funde, aber auch die vielen
kleineren, bringen: „Sowas
trägt das Team dann wieder
Monate, das gibt Durchhalte
vermögen, davon zehren die
Kolleginnen und Kollegen noch
lange.“ Auch in diesem Jahr wa
ren Bremerhavens Zöllner
schon erfolgreich, vier Funde
mit mehreren Hundert Kilo Ko
kain stehen auf der Habenliste.
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Gasalarm und
„was für’n Schrott!“
Mittlerweile hat die Kontroll
einheit die Kühlcontainer abge
arbeitet und nimmt sich nun
die ungekühlten vor. Hundefüh
rerin Hilke Hinrichs ist dazuge
kommen, Spürnase „Nanni“
schläft friedlich in ihrer Trans
portbox imWagen. „Noch“,
lacht Hilke Hinrichs, „wenn ich
sie gleich hole, wird die schlag
artig hellwach und freut sich,
das ist ihr erster Einsatz heute.“
Doch Nanni muss sich noch ge
dulden. Denn der Test, den Kol
lege Roes mit dem Gasdetektor
macht, bevor der Container ge
öffnet werden darf, ist auffällig
– knallrot leuchtet die Anzeige
des Geräts. „Nichts Ungewöhn
liches, das haben wir oft“, beru
higt Roes. So würden insbeson
dere Obstcontainer vor der
Überfahrt mit Insektenschutz
mitteln imprägniert, techni
sches Gerät dünste oft aus
während der langen Reise.
In diesem Fall, das zeigt sich,
nachdem Roes' Kollegen die
Türen des Containers geöffnet
haben und dann schnell zurück
getreten sind, handelt es sich
um Ausgasungen der Fahrzeu
ge, die hier geladen wurden.
„Was für’n Schrott!“, entfährt
es einem der Zöllner spontan
angesichts der waghalsigen
Stapeltechnik, mit der der Ab
sender dieses Containers ge
packt hat: Ein demolierter SUV
hängt schräg im Laderaum, die
Vorderfront schwebt frei über
zwei darunter abgestellten Mo
torrädern. Während der Contai
ner auslüftet, freuen sich die
Zöllner mal wieder über ihren
Gasdetektor. „Sowas gab’s frü
her nicht“, erinnert sich Spre
ckelsen, „da sind Kollegen öfter
ernsthaft erkrankt, weil man
viele Gase nicht riechen kann
und dann einfach direkt in die
Container rein ist, ohne was
von der Gefahr zu ahnen, die da
lauert.“ Nach einer Viertelstun
de, in der sich das Team schon
mal den nächsten Stahlriesen
vorgeknöpft hat (ohne Befund),
kann die Kontrolle erfolgen.
Vorsichtig leuchten die Zöllner
den Schrottplatz im Container
aus. Zollhündin Nanni darf
nicht weit hinein, nur im vorde
reportage
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Gaskontrolle: Bevor die Zöllner einen der ungekühlten Container öffnen,
kontrollieren sie ihn mit einem Detektor auf mögliche Gasbelastung.
Eine lebenswichtige Maßnahme.
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Durchleuchten ist besser als komplett aus- und wieder einräumen: Sonja
Tolle und Mathias Ussler von der Terminal Mobilen Röntgenanlage des
Zolls in Bremerhaven. Täglich werden hier rund 200 Container kontrolliert.
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In diesen „Schrotthaufen“ darf Zollhündin Nanni nicht sehr weit
hinein, aber im Container mit Rum aus Cuba hat sie freie Bahn.
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dbb magazin | Januar/Februar 2019
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