dbb magazin 1-2/2019 - page 11

Fachkräfteeinwanderungsgesetz
Arbeitsverdichtung vermeiden
Die Bundesregierung will die Zuwanderung von
Fachkräften aus Drittstaaten besser koordinieren
und fördern. Der dbb hat jedoch davor gewarnt,
die Verwaltung
durch verkürzte
Verfahren zu
überfordern.
Die Erteilung
von Aufent­
haltstiteln da­
ran zu knüp­
fen, dass die
berufliche
Qualifikation
ausländischer
Bewerberinnen
und Bewerber gleich­
wertig mit der von in­
ländischen Arbeitskräften
sein muss, begrüßte der dbb
Fachvorstand Tarifpolitik
Volker Geyer. „Wenn gleiche
Arbeitsbedingungen für alle
Beschäftigten einer Sparte
gelten, schützt das sowohl die
zugewanderten als auch die
inländischen Beschäftigten vor
einer Abwärtsspirale bei Lohn
und Arbeitsbedingungen in
nicht tarifgebundenen Berei­
chen“, so Geyer bei einer An­
hörung zum Fachkräftegewin­
nungsgesetz am 11. Dezember
2018 im Bundesinnenministe­
rium.
Auch die Festlegung von Fristen
im Rahmen des Feststellungs­
verfahrens der Gleichwertigkeit
von Berufsqualifikationen sei
zu begrüßen. „Der dbb hat seit
Jahren Verbesserungen in die­
sem Bereich gefordert. Das
vorgesehene beschleunigte
Fachkräfteverfahren könnte
allerdings zu Arbeitsverdich­
tung führen, denn die damit
verbundene weitere Verkür­
zung der Fristen stellt das Per­
sonal in den Entscheidungsstel­
len vor immense Probleme.“ Es
bestehe die Gefahr, dass die Be­
schäftigten „Anträge letztlich
durchwinken“ müssten, weil
das
Personal
fehlt, um fristge­
recht und fundiert über alle An­
träge entscheiden zu können.
Mit Unverständnis reagierte
der dbb auf die vorgesehene
Änderung in der Beschäfti­
gungsverordnung, die es Fach­
kräften aus Drittstaaten er­
möglicht, eine Beschäftigung
im Gesundheits- und Pflege­
bereich bereits anzutreten,
bevor eine Feststellung der
Gleichwertigkeit der Berufs­
qualifikation erfolgt ist. Ge­
nügen soll künftig die bloße
Absichtserklärung, eine Gleich­
wertigkeitsfeststellung zu be­
antragen. „Der besonders in
diesem sensiblen Bereich be­
stehende Fachkräftemangel
darf nicht dazu führen, dass
eine ausreichende Qualitäts­
kontrolle aufgeschoben wird.
Zumal neben der fachlichen
Qualifikation gerade in diesen
Berufen auch sprachliche und
ethische Qualifikation wichtig
sind“, machte Geyer deutlich.
Der dbb habe daher vorge­
schlagen, den guten Ansatz,
die Sprachschulung bereits in
Drittstaaten durchzuführen,
auch auf kulturelle und ethi­
sche Fragen auszuweiten.
©
C
o
l
o
u
r
b
o
x
.
d
e
/
P
r
e
s
s
m
a
s
te
r
>
dbb magazin | Januar/Februar 2019
dbb
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10 12,13,14,15,16,17,18,19,20,21,...48
Powered by FlippingBook