• dbb Chef Ulrich Silberbach im Gespräch mit einer ihm gegenüber stehenden Person

Einkommensrunde 2021

Silberbach: „Wir müssten unsere Forderung eigentlich erhöhen“

Der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach hat die Blockadehaltung der Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für den Landesdienst erneut scharf kritisiert.

Arbeitnehmende

„Wir befinden uns in einem Kampf um Talente und haben dabei nur stumpfe Waffen“, so der dbb Chef im Interview mit der Welt am Sonntag (Ausgabe vom 31. Oktober 2021). Bewerberinnen und Bewerbern könne man zwar Jobsicherheit und einen Dienst am Gemeinwesen bieten, mehr aber nicht. „Attraktive Bezahlung, Digitalisierung, Weiterbildung – da haben wir nichts anzubieten. Und die Arbeitgeber verweigern Lösungen.“

Als konkretes Beispiel nennt Silberbach die Situation der Beschäftigten im Gesundheitsbereich: „Wir wollen von den Arbeitgebern eine konkrete Zusage, dass wir an einem Extra-Tisch über die Löhne und Arbeitsbedingungen dort verhandeln.“ 300 Euro pro Monat mehr sollen die Beschäftigten hier nach dem Willen der Gewerkschaften mindestens erhalten. Für Pflegehelfer zum Beispiel entspräche das einem Plus von bis zu 12,8 Prozent. „Die Personalsituation ist hier besonders kritisch“, argumentiert der dbb Chef. „Der Gesundheitsminister reist inzwischen durch fremde Länder, um Beschäftigte zu gewinnen. Und private Arbeitgeber werben mit Prämien von bis zu 15.000 Euro, um Leute aus dem öffentlichen Dienst abzuwerben.“ Hier müssten kurzfristig deutliche Verbesserungen erreicht werden.

Ob eine Einigung gelingt, hängt auch von der weiteren Positionierung der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) beim komplizierten Thema „Arbeitsvorgang“ ab, so Silberbach. Die TdL will einzelne Tätigkeiten in kleinere Einheiten zerlegen und weniger Lohn zahlen, wenn nur ein geringer Teil als anspruchsvoll eingestuft wird: „Dass wir da einwilligen, kann man von uns aber nicht erwarten.“ Mit Blick auf die geforderte lineare Lohnerhöhung um fünf Prozent, mindestens aber 150 Euro pro Monat, sagt Silberbach: „Damit die Reallöhne überhaupt steigen, müssten wir unsere Forderung eigentlich noch einmal erhöhen.“ Grund ist das drastische Anziehen der Inflation. „Als wir unsere Forderung erhoben haben, lag die Inflation noch unter drei Prozent.“ Im Oktober stiegen die Verbraucherpreise dagegen schon um 4,5 Prozent.

Hintergrund:

Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes fordern für die Beschäftigten der Länder unter anderem eine Erhöhung der Tabellenentgelte der Beschäftigten um 5 Prozent, mindestens um 150 Euro monatlich (im Gesundheitswesen mindestens 300 Euro) sowie eine Erhöhung der Azubi-/Studierenden/Praktikantinnen/Praktikanten-Entgelte um 100 Euro. Von den Verhandlungen betroffen sind etwa 3,5 Millionen Beschäftigte: Direkt ca. 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Bundesländer (außer Hessen, das eigene Verhandlungen geführt hat), indirekt ca. 1,4 Millionen Beamtinnen und Beamte der entsprechenden Länder und Kommunen. Die zweite und dritte Verhandlungsrunde finden am 1./2. November 2021 und am 27./28. November 2021 in Potsdam statt.

 

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