Wie soll er aussehen, der öffentliche Dienst der Zukunft? Wie wird sich die Beschäftigtenstruktur künftig darstellen? Welchen Einfluss wird die digitale Entwicklung auf die Verwaltung haben? Sind bei Aus-, Fort- und Weiterbildung aktuelle Entwicklungen berücksichtigt? Wie steht es um die Digitalkompetenz?
Der öffentliche Dienst und seine 4,6 Millionen Beschäftigten stehen vor großen Herausforderungen. Seit Jahren sind die Auswirkungen des demografischen Wandels ebenso spürbar wie die der Digitalisierung, die Gesellschaft und Arbeitswelt tiefgreifend verändert. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigt, und die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs gestaltet sich zunehmend schwierig. In den kommenden 10 Jahren werden mehr als 1,25 Millionen Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Maßnahmen, die die Attraktivität des öffentlichen Dienstes als Arbeitgeber dauerhaft steigern, sind vor diesem Hintergrund unumgänglich. Die „digitale Revolution“ wird auch den öffentlichen Dienst und das gesamte staatliche Handeln gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern verändern und prägen. Die Beschäftigten sind in zweifacher Hinsicht betroffen: Zum einen als Akteure in Behörden, Verwaltungen und Betrieben, wo neue Hard- und Software, neue Abläufe, Prozesse und Netzwerke zu implementieren sind. Zum anderen sind sie weiterhin die Botschafterinnen und Botschafter des Staats, sie sind die Umsetzenden, die Garantie für Daseinsvorsorge, Recht und Ordnung – auch im digitalen Zeitalter, und sie müssen den entsprechend veränderten Bedürfnissen und Ansprüchen der Bürgerinnen und Bürger gerecht werden.
Bürgerinnen und Bürger, Wirtschaft- und Handeltreibende wollen einen verlässlichen Staat. Sie wollen in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung, von einschneidenden und rasanten Veränderungen einen starken Staat, der sie vor negativen Entwicklungen schützt und gesellschaftlichen Zusammenhalt fördert. Ein leistungsfähiger öffentlicher Dienst ist Voraussetzung für diese Daseinsvorsorge, für verlässliche Infrastruktur, für gleiche Lebens-, Rechts- und Wirtschaftsbedingungen in Deutschland. Doch der öffentliche Dienst von heute ist in keiner guten Verfassung: Mehr als 60 Prozent der Menschen in Deutschland halten den Staat bei der Erfüllung seiner Aufgaben für überfordert. Es gibt besorgniserregende Anzeichen für einen generellen Vertrauensverlust in die Leistungsfähigkeit des Staates: eine verbreitete Politikverdrossenheit, eine dramatische Zunahme verbaler und physischer Gewalt gegenüber Repräsentantinnen, Repräsentanten und Beschäftigten des Staates und nicht zuletzt leider auch der Zulauf zu extremistischen Parteien und Gruppierungen.
Diese Entwicklung gilt es umgehend zu stoppen. Denn es ist der öffentliche Dienst, dessen Arbeit die Menschen zusammenhält. Die Beschäftigten des Staats sorgen dafür, dass Deutschland funktioniert. Sie sind Menschen im Dienst der Menschen. Sie schaffen den gesellschaftlichen Kitt an gemeinsamen Werten, Zielen, Grundsätzen und Standards. Sie sind gelebte Demokratie. Sie betreuen, bilden, sorgen vor und nach, sie pflegen, sie schützen, sie sorgen für Recht und Ordnung, sie kümmern sich um die Finanzen, sie fördern und fordern, wo nötig, sie behalten den Überblick – objektiv, verlässlich, 24/7. Diese 4,6 Millionen Menschen verdienen Arbeitsbedingungen, die sie in die Lage versetzen, ihren Dienst gut und vereinbar mit ihrem Leben zu leisten. Sie verdienen Wertschätzung und Rückendeckung. Sie verdienen eine leistungsgerechte Bezahlung und ein modernes Arbeitsumfeld, das sie nicht krankmacht.
Über viele Jahrzehnte war die Entwicklung des öffentlichen Dienstes vom Spardiktat der Politik geprägt. Bei stetiger Aufgabenverdichtung konnte von aufgabengerechter Personalausstattung keine Rede sein. Erst angesichts des spürbaren demografischen Drucks wird die Politik langsam aktiv. Eine demografievorsorgende Stellenpolitik sowie neue Personalentwicklungskonzepte sind erste Ansätze, müssen aber zwingend weiter ausgebaut werden, um die Attraktivität des öffentlichen Dienstes dauerhaft zu steigern und Deutschlands größten Arbeitgeber im Wettbewerb um qualifizierten und motivierten Nachwuchs konkurrenzfähig zu halten.
Der Weg zum öffentlichen Dienst der Zukunft muss gemeinsam von Bürgerinnen und Bürgern, Beschäftigten, Politik, Arbeitgebern und Dienstherrn gestaltet und beschritten werden. Dieses Werkstattpapier ist eine Skizze dieser Zukunft. Es zeigt die Richtung auf, in die es insbesondere aus Perspektive der Menschen, die im Dienst der Gemeinschaft stehen, hingehen muss. Denn eine erfolgreiche Gestaltung des Entwicklungsprozesses hängt ganz entscheidend davon ab, dass die Beschäftigten mitgenommen werden und mitgestalten können.