dann gefragt, ob ich Lust habe,
an die Schule zurückzukom
men und zu unterrichten.“
Hatte er.
Während die Schülerinnen und
Schüler die praktischen Hand
griffe vorführen, ihren Mit
schüler hin- und herbewegen,
waschen, rasieren, erzählt der
33-Jährige, wie sich die Schule
auf das neue Gesetz einstellen
wird. „Ab 2020 sind bei uns alle
drei Ausbildungen vereint. Wir
erarbeiten gerade mit den Kol
leginnen und Kollegen das
neue Curriculum“, sagt Moder
hak. Derzeit sei es noch eher
selten, dass die Gesundheits-
und Krankenpflege und die Al
tenpflege miteinander in Kon
takt kommen, aber das werde
sich dann ändern.
Das Kollegium in Brandenburg
an der Havel setzt auf die Ge
neralistenausbildung und auf
die Vermittlung von praxisrele
vanten Inhalten. Beispielswei
se die derzeit im Plan gelehr
ten 100 Stunden Anatomie
werden in der Form nicht mehr
unterrichtet. Stattdessen wird
je nach Fach und Inhalt ge
schaut, was die Schülerinnen
und Schüler konkret in einer
Situation brauchen. Kritiker be
fürchten die Verflachung der
Ausbildung, es wird alles ein
bisschen unterrichtet, aber
nichts richtig. „Lehrinhalte
gehen nicht verloren“, wider
spricht Steve Moderhak. „Die
Ausbildung wird nicht schlech
ter, sondern eher besser.“ Viel
leicht gehe man im Fach Ana
tomie nicht mehr ganz so in
die Tiefe, lernt aber dafür Din
ge, die für den Beruf wichtiger
sind als theoretisches Wissen.
Moderhak kritisiert, dass das
Gesetz nicht weit genug geht.
„Da hätten sie mutiger sein
können.“ Denn: Es werden fünf
verschiedene Abschlüsse mög
lich sein. „Deutlich zu viel“, fin
det der Gesundheitspädagoge.
Nach fünf Jahren soll die neue
Ausbildung erstmals evaluiert
werden.
Derzeit lernen an der Medizini
schen Schule in Brandenburg
an der Havel 260 Schülerinnen
und Schüler. Jeweils im Okto
ber beginnen eine neue Alten
pflegeklasse mit maximal 28
Personen, zwei Gesundheits-
und Krankenpflegeklassen und
eine Gesundheits-und Kinder
krankenpflegeklasse mit je
weils 25 Plätzen. „Wir platzen
aus allen Nähten“, erzählt Sabi
ne Pekrul. Ein Schulneubau ist
geplant, die Fördergelder dafür
sind beantragt. Bis das neue
Gebäude fertig ist, wird es aber
noch dauern. „Die Einrichtun
gen schreien nach Pflegekräf
ten, aber wir können das aus
Platzgründen definitiv nicht
leisten“, sagt die Schulleiterin.
Doch bei allem Stress sei es
eine sehr schöne Arbeit. „Die
Fluktuation im Kollegium ist
sehr niedrig, das sagt ja auch
etwas über die Qualität der Ar
beit aus.“ Sabine Pekrul leitet
die Altenpflegeschule seit
2015, an der Schule ist sie aber
schon seit 2004. Zunächst hat
sie am Klinikum als Kranken
schwester gearbeitet, später
ist sie als Lehrkraft zurückge
gangen und hat parallel an der
Berliner Humboldt-Universität
Medizinpädagogik studiert.
Doch die Arbeitsbedingungen
an der Schule sind gut, erzäh
len diejenigen, die wir danach
fragen. Für die Beschäftigten
der Klinik gilt ein Haustarifver
trag, der an den TVöD für die
Pflege angelehnt ist. Die Mehr
heitsgewerkschaft im Haus ist
ver.di. Doch neues Personal ist
eben schwer zu finden. „Unse
re Auszubildenden erzählen
manchmal aus der Klinik, dass
sie sehen, wie eine Person eine
ganze Station im Nachtdienst
hat“, erzählt Pekrul. Und wenn
mal jemand krank wird, „ist bei
der Personalknappheit schnell
eine halbe Station lahmge
legt“. Um dem beizukommen,
fährt die Schule derzeit eine
„großangelegte Werbekampa
gne“, wie Pekrul sagt. „Wir
werben um jeden Schulabsol
venten.“
Text: Jörg Meyer
Fotos: Jan Brenner
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dbb magazin | April 2019
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