dbb magazin 4/2019 - page 18

reportage
chen Ideen und Fähigkeiten kol­
lektiv eine Strategie erarbeiten,
um ein Problem anzugehen –
wie im Berufsleben auf Station
oder in der Pflegeeinrichtung.
„Und was bedeutet das für die
Pflege?“, fragt Wegerer. „Ar­
beitsteiliges Arbeiten ist wich­
tig“, sagt eine. „Wir müssen in­
terdisziplinär arbeiten und uns
austauschen“, sagt ein anderer.
„Sozialkompetenz ist wichtig“,
ein Dritter. „Alles richtig“, sagt
Wegerer, „wir haben einen
Haufen Experten auf Station.“
Im derart teamorientierten
Arbeiten erneuert und aktua­
lisiert sich das kollektive Wis­
sen beständig. Die frisch Aus­
gebildeten kommen mit dem
neuesten wissenschaftlichen
Stand in die Arbeit, treffen dort
auf die berufserfahrenen, älte­
ren Kolleginnen und Kollegen.
Es ist eine medizinische Klasse,
in der wir jetzt sind. Die Per­
spektiven sind etwas andere
als in der Altenpflegeklasse.
„Ich habe ein FSJ in der ambu­
lanten Pflege gemacht und ge­
merkt, dass das etwas für mich
ist“, sagt der 23-jährige Martin
Glatzer. Zudem sei die Schule
eine gute Grundlage für die
weitere Ausbildung.
Daniela Schneidereit ist 22 Jah­
re alt. Sie hat die Ausbildung
zur Gesundheits- und Kranken­
pflegerin begonnen, um die
Wartezeit bis zur Zulassung
zumMedizinstudium zu über­
brücken. „Ich will nicht für im­
mer in der Pflege arbeiten“,
sagt sie, aber die Ausbildung
mache ihr großen Spaß und
sie lerne viel, „besonders zur
Teamarbeit. Die ist in Pflege­
einrichtungen, Altenheimen
ganz wichtig.“
Die dritte Stunde ist vorbei.
Wieder ertönt die schrille Klin­
gel, wir verabschieden uns von
Nadine Wegerer und gehen
mit einigen Schülerinnen und
Schülern aus der Klasse zu
einer Demonstration in den
Praxisraum im Keller. Auf dem
Weg treffen wir Steve Moder­
hak, der hier Lehrer ist. „Alles,
was man dem Patienten antut,
sollte man auch am eigenen
Leib erfahren haben“, sagt er.
Konkret heißt das: Einer der
angehenden Pfleger ist Patient
oder Patientin. An ihm oder ihr
üben die anderen Handgriffe,
die sie in ihrem künftigen Job
alltäglich ausführen werden.
AmWichtigsten: Körperpflege
und Mobilisation, also der
Transport von einem Ort zum
anderen. Ein Arbeitsgerät dafür
ist der Patientenlifter mit elek­
trischem Antrieb. Diese Mobili­
tätshilfe besteht aus einem
Gurt mit mehreren Schlaufen
und einem Gestell auf Rollen.
Der „Patient“ liegt im Bett,
setzt sich mit der Unterstüt­
zung der angehenden Pflege­
rinnen und Pfleger auf, sie
legen den Rückenteil des Tra­
gegurts um ihn, dann werden
die Beinschlaufen angelegt.
Am Ende wird der gesamte
Gurt in den Bügel des Lifters
eingehängt und der Patient
per Knopfdruck vorsichtig an­
gehoben. Das Gerät ist für alle
Beteiligten eine Erleichterung:
An den Patienten wird weniger
herumgezerrt, das Pflegeper­
sonal schont seine Bandschei­
ben.
<<
Neues Gesetz,
neue Ausbildung
Was derzeit noch in getrenn­
ten Klassen stattfindet – Al­
tenpfleger hier, Gesundheits-
und Krankenpflege da – wird
ab dem 1. Januar 2020 mehr
zusammengehen. Denn dann
löst das neue Pflegeberufege­
setz, das die Ausbildung regelt,
das bisher geltende Altenpfle­
gegesetz und das Krankenpfle­
gegesetz ab. Auf der Home­
page des Bundesministeriums
für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend heißt es in einer
Überschrift: „Generalistische
Pflegeausbildung – modern
und durchlässig“.
Das Ziel der Gesetzesreform ist
es, vor dem Hintergrund des
Fachkräftebedarfs den Pflege­
beruf attraktiver zu machen
und den Wechsel von einem
Berufszweig in den anderen zu
erleichtern. Die Berufsbezeich­
nung wird dann „Pflegefach­
frau und Pflegefachmann“
lauten. Es soll die Möglichkeit
geben, sich durch eine Spezia­
lisierung im dritten Lehrjahr
entweder der Altenpflege be­
ziehungsweise der Gesund­
heits- und Kinderkranken­
pflege zuzuwenden.
Steve Moderhak ist Gesund­
heitspädagoge. Seine Ausbil­
dung zum Gesundheits- und
Krankenpfleger hat er an der
Schule in Brandenburg absol­
viert und später das Studium
angehängt. „Sie haben mich
<<
Daniela Schneidereit und Stefanie Herling üben das Umbetten eines
Patienten, ...
<<
... bereiten den Toilettenrollstuhl für „Patient“ Martin Glatzer vor ...
<<
... und rasieren Philip Kryßon zu Übungszwecken.
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