dbb magazin 4/2019 - page 20

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Der dbb Bundesvorsitzende und die Bundesvorsitzenden der vier großen Lehrerverbände unter dem Dach des dbb bei der finalen Abstimmung des ge­
meinsamen Textes: Jürgen Böhm (Verband Deutscher Realschullehrer VDR), Eugen Straubinger (Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung BvLB),
Susanne Lin-Klitzing (Deutscher Philologenverband DPhV), dbb Chef Ulrich Silberbach und Udo Beckmann (Verband Bildung und Erziehung VBE, von links)
dbb Lehrergewerkschaften
Probleme schulübergreifend anpacken!
Die deutsche Schullandschaft ist wegen der föde­
ralen Bildungszuständigkeit ebenso vielfältig wie
die gewerkschaftliche Vertretung der Lehrkräfte,
die in vier großen Verbänden unter dem Dach des
dbb organisiert sind. Gemeinsam treibt den dbb
und seine Lehrergewerkschaften die Sorge um,
dass unser Land die drohende Bildungsmisere un­
serer Schulen mit einem bloßen „Weiter so“ nicht
in den Griff bekommt.
Gemeinsam gegen die
Bildungsmisere vorgehen
In ihren Sonntagsreden werden
Politikerinnen und Politiker nicht
müde, die Bedeutung guter Bil­
dung für unsere Gesellschaft zu
betonen. Sie haben recht! Wir
brauchen junge Menschen, die
unsere Gesellschaft souverän
und selbstbestimmt, politisch
und digital aufgeklärt in die Zu­
kunft tragen. Um sie darauf vor­
zubereiten, brauchen wir ein
gut funktionierendes Bildungs­
system. In der Realität ist unser
Bildungssystem aber vielerorts
ein lebendiges Beispiel für Man­
gelverwaltung. Der dbb und
seine Lehrerverbände werden
nicht nachlassen, die Bildungs­
missstände gemeinsam anzu­
prangern.
Lehrkräftemangel führt zur
Entprofessionalisierung
Die Klassen sind leergefegt.
Aber nicht in den Bänken der
Schülerinnen und Schüler, son­
dern hinter den Lehrerpulten.
Jahrelanges Missmanagement
in den Kultus- und Finanzmi­
nisterien hat dazu geführt,
dass für den Unterricht zuneh­
mend Menschen eingesetzt
werden, die keine oder keine
vollumfängliche Lehrerausbil­
dung aufweisen können.
Diese Quer- und Seiteneinstei­
genden benötigen zwingend
eine pädagogische Vorqualifi­
zierung, bevor sie vor die Klas­
se treten. Vielerorts ist die Not
aber so groß, dass nicht einmal
das gewährleistet wird. Auf
diese Weise wird der Lehrkräf­
teberuf entprofessionalisiert
und entwertet. Wir brauchen
klare Regeln für Quer- und Sei­
teneinstiege. Nur so kann si­
chergestellt werden, dass die
Nachqualifizierung der neuen
Kolleginnen und Kollegen ein
Niveau erreicht, das dem Lehr­
amtsstudiummit anschließen­
dem Referendariat entspricht.
Für die künftige Planung sind
zudem jährliche und aussage­
kräftige Statistiken über den
Lehrkräftebedarf nötig.
Der Lehrkräfteberuf wird
zusehends unattraktiver
Gesellschaft und Politik über­
tragen den Schulen stets neue
Aufgaben. Allein hierbei lohnt
sich ein kritischer Blick, ob
jede dieser Aufgaben in den
Schulen tatsächlich richtig
verortet ist. Denn Schule kann
vieles, aber sicher nicht alles
„reparieren“, was in Eltern­
häusern oder an anderer Stelle
versäumt wird. Was aber gar
nicht geht, ist neue Aufgaben
zu kreieren, ohne die entspre­
chenden Ressourcen bereitzu­
stellen. Das überfordert die
Schulen, wirkt demotivierend
auf die vorhandenen Lehrkräf­
te und schreckt jene ab, die
sich für den Lehrkräfteberuf
interessieren.
standpunkt
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