Immer weniger Deutsche in EU-Verwaltungen
Personalentwicklung für und mit Europa gefordert
Für den Dienst in den Europäischen Institutionen melden sich immer weniger Beschäftigte aus Deutschland. Das Phänomen ist auch hausgemacht, findet der dbb.
„Die Bundesregierung hat keine wirksame Strategie der Personalentwicklung für und mit Europa“, erklärte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 1. September 2023. „Dabei können alle Seiten davon profitieren: Wenn die Beschäftigten etwa nach einer zeitlich befristeten Entsendung zurückkehren, bringen sie natürlich internationale Erfahrung mit in die hiesige Verwaltung. Und es schadet den Interessen der Bundesrepublik andersherum sicherlich nicht, wenn in der EU-Verwaltung mehr Wissen über deutsches Recht und deutsche Politik vorhanden ist. In anderen Mitgliedsstaaten werden geeignete Kandidatinnen und Kandidaten deshalb frühzeitig für eine europäische Laufbahn vorbereitet, oftmals schon während ihrer Ausbildung. Bei uns befürchten geeignete Kandidatinnen und Kandidaten hingegen oftmals, in Brüssel seien sie hinsichtlich ihrer späteren Karrieren für ihre Stammbehörden ‚aus den Augen, aus dem Sinn‘.“
Kritik übte Silberbach aber auch an den Auswahlverfahren („Concours“) auf EU-Ebene. „Wer bestanden hat, wartet bis zu anderthalb Jahre auf ein konkretes Angebot. In der Zwischenzeit haben dann viele gute Leute schon eine vielversprechende Stelle in Deutschland gefunden und die Bereitschaft, das Land zu verlassen, sinkt rapide“, so der dbb Chef. Grundsätzlich seien die Herkunftsländer der EU-Bediensteten zwar für deren Pflichterfüllung unerheblich, weil diese allein den Verträgen verpflichtet seien. „Der gegenseitigen Verständigung und auch der Akzeptanz der EU in der deutschen Bevölkerung ist es aber mit Sicherheit zuträglich, wenn die Bundesrepublik dort entsprechend repräsentiert wird.“