Stärkung der Gesundheitssysteme muss bei den Beschäftigten beginnen
Die europäischen Gesundheitssysteme sind für nachhaltige und wettbewerbsfähige Gesellschaften und natürlich für das Wohlergehen und die Lebensqualität unerlässlich.
Oft mangelt es ihnen jedoch an Personal, einer zeitgemäßen Ausstattung, kompetentem Management, einer effizienten Arbeitsorganisation und nicht zuletzt an ausreichenden Investitionen. Die Folgen für die Beschäftigten: übermäßige Arbeitsbelastung, Prekarität, unsichere Arbeitsumgebungen (Gefährdung durch gefährliche Stoffe, Gewalt durch Dritte) und eine extreme Gefährdung durch physische und psychosoziale Risiken.
Am 23. Mai diskutierte nun die CESI-Fachkommission „SAN“ untereinander und mit verschiedenen Experten über die drängendsten Probleme.
Mangel an Arbeitskräften
Viele europäische Länder haben mit einem Mangel an Fachkräften im Gesundheitswesen, einschließlich Ärzten und Krankenschwestern, zu kämpfen. Dieser Mangel verschärft sich häufig in ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu Gesundheitsdiensten eingeschränkt sein kann. Die Gründe dafür sind oft ein Mangel an Anerkennung, guten Arbeitsbedingungen und gerechter Entlohnung. Im Rahmen mehrerer bilateraler Treffen mit Europaabgeordneten schlug die CESI vor, in der zweiten Hälfte dieses Jahres eine öffentliche Anhörung im Europäischen Parlament abzuhalten, um die Probleme und Bedürfnisse der Millionen von Krankenschwestern und Ärzten, die in ganz Europa arbeiten, zu thematisieren.
Ungleichgewicht der Qualifikationen
Die rasanten Fortschritte in der Gesundheitstechnologie und die sich wandelnden Anforderungen an die Gesundheitsversorgung erfordern eine kontinuierliche berufliche Weiterentwicklung und Höherqualifizierung der Arbeitskräfte im Gesundheitswesen. Es besteht nach wie vor eine große Diskrepanz zwischen den Fähigkeiten der Fachkräfte im Gesundheitswesen und den Anforderungen der sich entwickelnden Gesundheitslandschaft. Im Rahmen des BeWell-Projekts bringt die CESI ihre Sichtweise auf die künftig erforderlichen Qualifikationen der Fachkräfte im Gesundheitswesen ein. Unter anderem sollte die Höher- und Umschulung als Recht der Arbeitnehmer auf Weiterbildung am Arbeitsplatz betrachtet werden.
EU4Health-Initiative
Das Vorzeigeprogramm der Europäischen Union soll zur Stärkung der Gesundheitssysteme und zur Bewältigung der Herausforderungen für die Arbeitskräfte im Gesundheitswesen beitragen. Es wurde als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie ins Leben gerufen und soll die Widerstandsfähigkeit, Zugänglichkeit und Qualität der Gesundheitsdienste in den EU-Mitgliedstaaten verbessern. Die Initiative zielt außerdem darauf ab, die Kapazitäten und die Verfügbarkeit von Fachkräften im Gesundheitswesen zu verbessern, unter anderem durch Schulungsprogramme, Initiativen zur Anwerbung und Bindung von Fachkräften und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Für die CESI ist es von größter Bedeutung, dass die Interessen der Beschäftigten hierbei angemessen berücksichtigt werden.
Esther Reyes, Vorsitzende des CESI-Fachausschusses „SAN“, fasste das Treffen wie folgt zusammen: „Wir müssen eine europäische Mindestquote von Krankenschwestern und Ärzten pro Patient festlegen. Wir müssen sicherstellen, dass die Bedürfnisse und Interessen des Gesundheitspersonals angemessen berücksichtigt werden. Vor allem müssen wir ihre Arbeitsbedingungen verbessern, um die Rekrutierung und den Verbleib im Gesundheitssektor zu sichern. Andernfalls wird das System zusammenbrechen.“